„Studie zur Qualität des Arbeitslebens der österreichischen ArbeitnehmerInnen“

Die AK-Wien führt mit Unterstützung der Bundesländerkammern eine österreichweite Studie zur „Qualität des Arbeitslebens der österreichischen ArbeitnehmerInnen“ bis Ende Februar 2016 durch.

Dabei handelt es sich um eine Nachfolgestudie zur BAK-Studie von 2007/08 mit gleichem Titel, Inhalt und Ziel. Österreichweit haben damals rund 4.200 ArbeitnehmerInnen die Qualität ihres Arbeitslebens mittels Fragebogenprogramm ausführlich beschrieben bzw. bewertet. Die damaligen Ergebnisse waren eine wesentliche Grundlage zur Schaffung erweiterter gesetzlicher Bestimmungen zur Gesundheitsförderung im Betrieb und im Arbeitnehmer/innenschutz.

Arbeitnehmer/innen waren in den letzten Jahren einem noch rascheren Wandel und einer zunehmenden Flexibilisierung in der Arbeitswelt ausgesetzt als früher – und werden es weiterhin bleiben. Nun führt die Arbeiterkammer eine Nachfolgestudie durch. Mit eurer Unterstützung und Teilnahme kann es neuerlich gelingen, auf Umbrüche und Problemfelder in der Arbeitswelt aufmerksam zu machen und gesetzliche und politische Veränderungen im Sinne der Arbeitnehmer/innen herbeizuführen.

Für interessierte ArbeitnehmerInnen besteht die Möglichkeit das dazugehörige Fragebogenprogramm per Online aufzurufen und zu bearbeiten.

Der dazugehörige Link ist ab sofort abrufbar unter:

                                           http://survey.arbeiterkammer.at

 Der Zugang zum Link ist bis einschließlich 29.2.2016 möglich.

Die Bedienung ist ganz einfach:

Man kann mit zwei Buttonknöpfen sowohl direkt auf die letzte und erste Seite springen. Natürlich kann man auch Seite für Seite vor- und zurückblättern.

Pausen: Man kann, wenn man möchte, Pausen machen und komplett aus dem Fragebogenprogramm aussteigen. Möchte man weiterarbeiten, so steigt man wieder über den Link ein und man steigt dort ein, wo man aufgehört hat. Man braucht also nicht wieder von vorne anfangen. Achtung: Wiedereinstieg ist nur auf dem Computer möglich, auf dem man unterbrochen hat. Kein Computerwechsel möglich.

Beenden: Hat man das Fragebogenprogramm beendet, drückt man auf einen „Abschickbutton“ und weg ist das „Ding“. Danach erhält man die Bestätigung und ein Danke fürs Absenden.

Achtung: Es steht jedem/jeder/Teilnehmer/in frei, welche Fragen er/sie beantworten und welche er/sie nicht beantworten möchte. Nur: hat man bei einer Frage eine Antwort gegeben, kann man zwar diese bei Bedarf ändern, aber man kann nicht mehr zur Gänze aus der Frage aussteigen und sie unbeantwortet lassen. Daher: Frage vorher durchlesen.

Herzlichen Dank für eure Bemühungen und Engagement im Voraus.

Euer Team vom T-Mobile Betriebsrat

Kollektivvertragsverhandlungen 2015 – ein Resümee mit gemischten Gefühlen

Mit einer Lohnerhöhung von 1,5%  konnten wir bei einer Jahresinflationsrate von 0,9% heuer für Euch einen  Reallohnzuwachs von 0,6% erzielen. Rahmenrechtlich haben wir den jahrelangen Streit bezüglich der Anrechnung von Bachelorabschlüssen endlich final geklärt. Die Erhöhungen der Schicht- und Rufbereitschaftszulagen und die Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen um bis zu 3,45% lassen sich ebenfalls sehen. Alles in allem also eigentlich ein ordentliches Ergebnis unserer Anstrengungen, zumal wir mit diesem Abschluss zum ersten Mal das Ergebnis des Metallerabschlusses – dem Leitkollektivvertrag in Österreich – erreichen konnten.

Warum hinterlässt das Ergebnis der Kollektivertragsverhandlungen auf der Verhandlungsseite der ArbeitnehmerInnen trotzdem gemischte Gefühle?

Zum einem hätten die Unternehmensergebnisse einen viel höheren Abschluss gerechtfertigt. 2015 brachte für die meisten Unternehmen ein Rekordergebnis. Die Jubelmeldungen bei den Bilanzpressekonferenzen werden dies im kommenden Frühjahr belegen. Unsere Schwestergewerkschaft Verdi in Deutschland hätte bei solchen Zahlen ganz anders zulangen können.

Zum anderen wurden unsere bereits seit Jahren vorgebrachten Forderungen in Richtung einer nachhaltigen Verkürzung der Arbeitszeiten von der Arbeitgeberseite neuerlich abgelehnt. Unsere Branche bewegt sich damit bei den Arbeitszeiten im unteren Drittel der österreichischen Kollektivvertragslandschaft. Eine unbefriedigende Tatsache in Anbetracht der hohen Produktivitätszuwächse in der Branche.

Auf der ArbeitnehmerInnenseite reift zunehmend die Erkenntnis, dass eine Verkürzung der Arbeitszeiten auf dem Verhandlungsweg nicht zu erzielen ist, solange es kein entsprechendes Drohpotenzial gibt. Es fehlt uns an ausreichend organisierten, streikbereiten Belegschaften.  Würden wir über diese verfügen könnten wir auch die unverhohlenen Drohungen der Arbeitgeber abschmettern. Aussagen wie z. B. „Je höher der Abschluss wird, desto mehr MitarbeiterInnen müssen abgebaut werden“ verlieren ihre Wirkung, wenn es gelingt, betriebsbedingte Kündigungen vertraglich auszuschließen. Anständige Lohnerhöhungen könnten so leichter durchgesetzt werden. Dass dies nicht unmöglich ist zeigt Deutschland. Regelmäßig gelingt es dort Verdi, betriebsbedingte Kündigungen kollektivvertraglich auszuschließen. Grundvoraussetzung dafür sind kampfbereite Belegschaften, da natürlich kein Arbeitgeber einen derartigen Kollektivvertrag freiwillig unterschreibt.

Daher unser Aufruf an Euch:

Wollt Ihr eine Arbeitszeitverkürzung – wollt Ihr mehr Lohn, dann müsst Ihr dafür auch etwas tun! Der erste Schritt ist der Beitritt zur GPA-djp.

http://www.gpa-djp.at/mitgliedwerden

Johnny Hofmeister

 

So Long Karl!

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

am letzten Freitag hatte ich die traurige Pflicht, mich von Karl Proyer, einem tollen Menschen, väterlichen Mentor,  großen Lehrmeister und überzeugten Gewerkschafter für immer zu verabschieden. Karl Proyer war der Mister Kollektivvertrag der GPA-djp. Viele Innovationen in der österreichischen Kollektivvertragspolitik tragen seine Handschrift. So war Karl auch maßgeblich an der Konzeption unseres KV´s beteiligt. Ich hatte die große Ehre, die ersten Jahre an seiner Seite die KV-Verhandlungen zu führen und dabei seine virtuose Verhandlungsführung zu beobachten. Als Mann mit Handschlagsqualität und seinem Blick für das Pragmatische wurde Karl, trotz seines gefürchteten Verhandlungsgeschicks auch von der Arbeitgeberseite geachtet und respektiert. Ich habe viel von ihm gelernt. Ewig unvergessen wird mir der “Präsidentenaufschlag” in Erinnerung bleiben. Mit Karl Proyer verlieren die GPA-djp und die gesamte österreichische Gewerkschaftsbewegung einen Kollegen und Freund, dessen Leben vom unermüdlichen, oft bis an die Grenzen gehenden Einsatz für die gewerkschaftlichen Werte von Solidarität und Gerechtigkeit geprägt war. Gleichzeitig war Karl Proyer ein Mensch, dessen Gedanken immer an der Zukunft orientiert waren. Der Fortschritt, der arbeitenden Menschen dient, war für ihn nie ein abstraktes Schlagwort. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in unserer Organisation, sein Wirken und seine Leidenschaft für die gewerkschaftliche Idee werden Maßstab für unsere Arbeit sein. Mein ganzes Mitgefühl gilt in dieser Situation seiner Frau und seinen Kindern.

So Long Karl oder wie du es sagen würdest “Sozusagen, es ist OK!”

Johnny Hofmeister

 Karl Proyer

Der 1953 in Eisenstadt geborene Karl Proyer begann seine berufliche Laufbahn als Radiomechaniker. Ab dem Jahr 1980 war Proyer in der GPA tätig, zunächst als Sekretär und stv. Leiter der Sektion Industrie, später als Geschäftsbereichsleiter Interessenvertretung. Seit 2005 war Proyer stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp. Seit dem Jahr 2001 führte Proyer für die GPA-djp die Kollektivvertragsverhandlungen in der Metallindustrie.

Kollektivvertragsverhandlungen 2015

19.10.13:00 starker Regen, trüber Himmel. Die Verhandlungen beginnen im Haus der Wirtschaftskammer. Wir wissen was wir wollen: Mehr Geld und mehr Freizeit. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und sind gut vorbereitet. Wir, das sind Hartmut Liese (Betriebsratsvorsitzender von 3), Richard Mittermayer (Betriebsratsvorsitzender von tele 2), Werner Zangl (Betriebsrat UPC), Melanie Beierheimer (Betriebsratsvorsitzende des T-Mobile Call Center Graz), Bernhard Hirnschrodt (GPA-djp) und ich. Uns gegenüber auf der Arbeitgeberseite sitzen, die HR Verantwortlichen von 3, UPC, tele 2, T-Mobile, ein Geschäftsführer von der Kabel Plus und 2 Vertreter der Wirtschaftskammer.

Die ersten 1 ½ Stunden werden bestimmt durch die Diskussion über die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Lage in der Telekombranche im Besonderen. Während man bezüglich der zu erwartenden Inflationsrate als Basis für die Verhandlungen noch annähernd ähnlicher Meinung ist, für 2015 wird eine Jahresinflation zwischen 1,0 und 1,1 % erwartet, treten bezüglich der Einschätzung über die wirtschaftliche Lage in der Telekombranche erste Diskrepanzen auf. Für die Arbeitgebervertreter verläuft das Jahr 2015 zwar ganz OK, in den Jahren davor seien die Ergebnisse aber schlecht gewesen. Im Übrigen befürchten sie, dass dies nur ein kurzes Strohfeuer ist. Der Wettbewerb ziehe durch die neuen MVNO´s (HOT etc.) gerade wieder merklich an. Zudem müsste man auch in den nächsten Jahren viel investieren um wettbewerbsfähig zu bleiben. Aufgrund der wie immer hervorragenden Branchen- und Bilanzanalysen unseres Think Tanks Arbeiterkammer haben wir die genauen Ergebniszahlen der Branche aber vor uns liegen. Sie sprechen eine ganz andere Sprache. Bereits im Jahr 2014 sind die Unternehmensgewinne deutlich gestiegen und die bisher kommunizierten Zahlen deuten für das 2015 auf eine nochmalige erhebliche Steigerung hin. Nur zur Info: 2013 verdiente die Branche insgesamt knapp 200 Mio. Euro. 2014 waren es schon fast 530 Mio. Die Kollegenschaft hat sich einen fairen Anteil daran mehr als verdient. Zumal alle Produktivitätskennzahlen sich, nicht zuletzt durch den betriebenen Personalabbau (-5,16 %), verbessert haben. Natürlich muss in die Netze investiert werden, aber der Hunger der Haushalte und der Wirtschaft nach unseren Produkten “Bandbreite und Daten” wird weiterhin ungebrochen steigen.

Wir gehen in die erste Verhandlungspause. Nach der Pause übergeben wir unseren Forderungskatalog.

Gehaltsrechtlicher Teil:

  1. Erhöhung der Mindestgrundgehälter über der durchschnittlichen Inflationsrate
  2. Erhöhung der IST-Gehälter über der durchschnittlichen Inflationsrate
  3. Einführung einer Freizeitoption, wie bei der Elektro- Elektronikindustrie
  4. Erhöhung der Lehrlingsentschädigungen über der durchschnittlichen Inflationsrate
  5. Erhöhung der Kollektivvertraglichen Zulagen über der durchschnittlichen Inflationsrate

Rahmenrechtlicher Teil:

  1. Verkürzung der Normalarbeitszeit
  2. Automatische Vorrückung in die Expertenstufe
  3. Klarstellung bezüglich der Einstufung von Bachelor-Absolventen
  4. kollektivvertragliche Regelung von All-In Verträge
  5. Anrechnung aller Lehr- und Arbeitsjahre für den Urlaub

Die nächste Stunde vergeht mit den Erläuterungen zu den einzelnen Verhandlungspunkten und den unterschiedlichen Sichtweisen dazu. Besonders intensiv wird um die KV-Einstufung der Bachelor Absolventen gerungen. Die Arbeitgeber sehen den Bachelor als nicht gleichwertigen Hochschulabschluss an. Wir fordern eine Lösung gemäß den Vorgaben des derzeit gültigen KV´s. Die Arbeitgeber ersuchen um eine Verhandlungsunterbrechung. Sie wollen sich intern beraten.

16:00 es geht weiter. Die Arbeitgeberseite signalisiert Gesprächsbereitschaft bezüglich der entgeltrechtlichen Forderungen und der Freizeitoption. Bezüglich der Bachelor Einstufung wollen sie uns bei der nächsten Verhandlungsrunde einen Vorschlag unterbreiten. Zu allen anderen Forderungspunkten, insbesondere zur unserer Forderung nach eine Verkürzung der Normalarbeitszeit, können sie sich eine Einigung nicht vorstellen. Zu den Erhöhungen der Ist-Gehälter gibt es erwartungsgemäß den Vorschlag von Einmalzahlungen. Dieser wird umgehend von uns, da nicht nachhaltig, zurückgewiesen. Die Verhandlungen werden nach Austausch der unterschiedlichen Positionen zu den einzelnen Themen des Forderungsprogramms gegen 17:00 unterbrochen und auf den 19.11.2015 vertagt. Ein früherer Termin konnte leider nicht gefunden werden.

Resümee: Das wird wieder eine zähe Angelegenheit. Ich stelle mir die Frage: Wie viel besser muss es den Konzernen eigentlich noch gehen, bis sie wieder bereit sind mit ihren Beschäftigten die erzielten Gewinne fair zu teilen? Wir wissen noch immer was wir wollen: Mehr Geld und mehr Freizeit.

 Johnny Hofmeister                                                                                         Verhandlungsführer der Arbeitnehmerseite